Rheinische Post - Düsseldorf 16.September 2005 von Gianni Costa
WM-Tickets sind rar für den einfachen Fan
Düsseldorf Für Marc Simbeck läuft die Vorbereitung auf die Fußball-Weltmeisterschaft schon jetzt auf Hochtouren. Der 28-Jährige ist viel auf Achse. Irgendwo gibt es immer ein Fußballspiel. Der Student aus Hamburg bereitet sich akribisch auf das Turnier vor. Kein Spiel der Nationalmannschaft hat er in den vergangenen Monaten verpasst. Nicht von der A-Nationalmannschaft. Nicht von der U21-Auswahl. Er will das Team von Jürgen Klinsmann auf dem Weg bis zum möglichen Titelgewinn begleiten.
Eigens für seine Leidenschaft hat er vor zwei Jahren die Internetseite www.eckfahne2006.de ins Netz gestellt. Bei vielen Spielen hängt sein Banner kamerafreundlich im Stadion. "Fußball ist mein Leben", sagt Simbeck. "Die WM ist für mich wie eine Wallfahrt. Da musst du als Fußballfan einfach dabei sein."
Seine Treue zu Klinsis Truppe hat er jetzt auch mit einer Mitgliedschaft im Fan-Club des Nationalteams dokumentiert. Vor zwei Jahren initiierte der Deutsche Fußball Bund (DFB) die Vereinigung, der inzwischen 15000 Mitglieder angehören. Vor allem als zusätzliche Plattform für Sponsoren. Der Fan soll aber auch nicht leer ausgehen. Für 20 Euro im Jahr kann man Mitglied sein. Dazu gibt es noch als Grundausrüstung Mütze, Schal, ANsteckpin und Vorkaufsrecht für Karten bei deutschen Spielen.
Fans aus ganz Deutschland arbeiten gemeinsam an Gesängen und Choreografien. Es geht um Deutschland, es geht um ein gemeinsames Ziel - den Gewinn der Fußball-WM.
Dabei gibt es aber auch im organisierten Fanclub noch etliche Abstimmungsschwierigkeiten. Besonders zwishcen Anhängern und dem DFB. Denn viele Fans sind mit dem Gebaren des Verbandes rund um die WM nicht einverstanden. SIe fürchten um ihre Identität. Die Zeiten haben sich gewandelt. Es ist längst schick geworden, ins Stadion zu gehen. Die Basis wird immer weiter verdrängt. Eine neue Fan-Gruppe ist in die Arenen eingezogen. Für sie unterscheidet sich ein Meisterschaftsspiel nur unwesentlich von einem Konzertbesuch bei Robbie Williams. In beiden Fällen geht es vor allem um Unterhaltung. Für viele der so genannten Ultras wird es daher bei der WM wohl heißen: "Wir müssen draußen bleiben."
Marc Simbeck wird dabei sein. Irgendwie. Er hat den Zuschlag für Team-Tickets erhalten. Dummerweise von der Nationalmannschaft aus Togo. Noch ist aber nicht sicher, ob sich das Team in der Afrikagruppe qualifiziert. Wenn nicht, dann hat er Pech gehabt. Karten für das deutsche Team hat Simbeck bislang noch nicht bekommen. Trotz Mitgliedschaft im Fanbclub. "Mein Sparschwein ist prall gefüllt", sagt er., "wenn Deutschland im Finale steht, dann werde ich im Stadion sein. Egal, wie hoch der Preis sein wird."